Weitgehend positive Zahlen präsentierte der SV Werder Bremen seinen Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung an diesem Montag.
Mitgliederversammlung bei Werder
Der Überschuss der GmbH & Co KGaA betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 2,2 Millionen Euro. Ein deutliches Plus bei den Transfers (28,5 Millionen Euro gegenüber im Vorjahr 5,2 Millionen), mediale Verwertungsrechte mit einem Anstieg von 4,6 Millionen auf 42,8 Millionen Euro sowie Wachstum im Merchandising von 3,9 Millionen auf 12,9 Millionen Euro sind die größten Posten.
„Ich bin sehr zufrieden mit dieser Entwicklung“, bekräftigte Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung und Kaufmännischer Geschäftsführer der Hanseaten. „Wir konnten damit zum zweiten Mal in den letzten drei Jahren ein positives Ergebnis erzielen.“ Nach der Krise in der jüngeren Vergangenheit, auch hervorgerufen durch Corona und den zwischenzeitlichen Abstieg in die 2. Liga, habe man es geschafft, sich wirtschaftlich wieder zu stabilisieren. Noch im Vorjahr hatte der Klub einen Fehlbetrag von 3,8 Millionen Euro ausgewiesen.
Aktuell sind die Erlöse des Bundesligisten im beendeten Geschäftsjahr um fast 30 Millionen Euro gestiegen: Einem Umsatz von 120,1 Millionen Euro im Jahr 2022/23 stehen nunmehr 149,9 Millionen Euro für 2023/24 gegenüber. Den größten Anteil an der Steigerung hatte der Verkauf von Stürmer Niclas Füllkrug an Borussia Dortmund für allein 18 Millionen Euro, der die Transfereinnahmen insgesamt von 5,3 Millionen auf 28,5 Millionen Euro hochschnellen ließ. Die Transfers von Ilia Gruev und Niklas Schmidt spülten weiteres Geld in die Kasse.
Filbry berichtete den Anwesenden darüber hinaus von Zuwächsen bei den medialen Verwertungsrechten (plus 4,6 Millionen Euro), vor allem dank der besseren Platzierung in der TV-Tabelle, auf 42,8 Millionen Euro. Auch im Bereich „Handel“ gebe es zufriedenstellende Entwicklungen: Das bisherige Rekordergebnis von neun Millionen Euro Umsatz konnte hier noch einmal auf 12,9 Millionen gesteigert werden, weil sich vor allem der Wechsel des Ausrüsters (von „Umbro“ zu „Hummel“) und des Trikotsponsors (vom Geflügelproduzenten „Wiesenhof“ zum Bauunternehmen „Matthäi“) sowie das Erstellen eines Sondershirts zum 125-jährigen Vereinsjubiläum positiv auf das Kaufverhalten der Fans ausgewirkt hätten.
Dass im Bereich Spielbetrieb/Sponsoring trotz dieser grundsätzlichen Steigerung ein leichtes Minus verzeichnet wurde, liege an einer abschließenden Einmalzahlung an den ehemaligen Ausrüster, zudem hätten die einmaligen Einnahmen aus dem Abschiedsspiel für Claudio Pizarro im Jahr zuvor die Bilanz nach oben getrieben. Schließlich fehlten nach dem Erstrundenaus bei Viktoria Köln 2023 Einnahmen aus dem Pokalwettbewerb, die in diesem Jahr (nach dem Weiterkommen in Paderborn wartet hier mit Darmstadt der nächste Zweitligist) wieder verzeichnet werden.
Nachhaltiger Turnaround eingeleitet
Als „mehr Beinfreiheit“ bezeichnete Filbry den glücklichen Umstand, seit Januar über einen strategischen Partner in Form eines regionalen Bündnisses als Minderheitsgesellschaft über Kapitalerhöhung zu verfügen. Damit belaufe sich das Eigenkapital auf 22,3 Millionen Euro und sei erstmalig seit Juni 2019 wieder positiv. Filbry: „Das Engagement des regionalen Bündnisses war für uns ein ganz wichtiger und entscheidender Schritt. Durch die nun vorhandenen wirtschaftlichen Mittel wurde es erst möglich, dass wir unter anderem die Vertragsverlängerungen von Leistungsträgern vollziehen konnten.“
Außerdem habe es Werder die Möglichkeit gegeben, auf größere Transfererlöse im Sommer zu verzichten, stattdessen die Mannschaft zusammenzuhalten und punktuell zu verstärken. Und: „Wir haben damit eine gute Basis für die Gespräche mit Banken zu unseren wichtigen Infrastrukturprojekten in der Pauliner Marsch“, so Filbry zu den Plänen für eine Neu- und Umgestaltung des Trainingsgeländes für Profis und Unterbau im Weserbogen, in unmittelbarer Nähe des Stadions.
Mit „überschaubarem norddeutschem Risiko“ (Filbry) sei man in diesem Jahr bereits – angetrieben vom Engagement des Bündnisses und den positiven Geschäftszahlen – die Gestaltung der Zukunft angegangen. Ohne große Millionentransfers, aber immerhin auch mit um 14,5 Millionen Euro gestiegenen Personalkosten, die damit den größten Posten innerhalb der betrieblichen Leistungen (insgesamt 21,7 Millionen Euro) ausmachen. „Hier hinein fallen unter anderem zumindest teilweise Kosten aus frühzeitigen Vertragsverlängerungen mit mehreren Leistungsträgern, aber auch erhöhte Prämienzahlungen durch die bessere Platzierung in der letzten Saison“, erläuterte Filbry. Und: Das positive Gesamtergebnis wird auch hier geschmälert, da der Klub aufgrund der Entwicklung beim in Bremen nicht zum Zuge gekommenen, aber noch immer unter Vertrag stehenden Mittelfeldakteur Naby Keita eine steuerbedingt übliche Drohverlustrückstellung vornehmen musste.
Da auch für das laufende Geschäftsjahr ein positives Ergebnis zu erwarten ist, zeigte sich Filbry unterm Strich überzeugt, dass an der Weser der Turnaround nach schwierigen Jahren nachhaltig eingeleitet wurde. „Wichtig wird auch in Zukunft sein, aus weniger mehr zu machen“, so der 57-Jährige. Den besten Beweis liefert die aktuelle Situation: Obwohl Werder etwa im Gehaltsbudget der Bundesliga Platz 14 belegt, steht man in der Tabelle auf Rang 8. Das Wort „Europapokal“ nahm Filbry in diesem Zusammenhang nicht explizit in den Mund. Aber zum von ihm hervorgehobenen guten, gemeinsamen Funktionieren auf allen Ebenen der GmbH & Co. KGaA gehört auch das Formulieren einer Vision: „Wenn wir weiter so konsequent arbeiten wie seit dem Abstieg, könnte es mittelfristig einmal wieder Flutlichtnächte in Bremen geben.“