Double-Sieger Bayer gewann bislang alle drei Pflichtspiele, unterlag aber Schwankungen. Vor dem Topspiel gegen RB Leipzig sprach Trainer Xabi Alonso über den Leistungsstand – und den Flow.
Warum sich Xabi Alonso auf Leipzig freut
Die Unzufriedenheit war dann doch beträchtlich. Nach dem mühevollen 1:0 gegen Regionalligist Carl Zeiss Jena bemängelte Robert Andrich die fehlerhafte, zu Teilen unseriöse Vorstellung. Und Jonas Hofmann, seinerseits immerhin Siegtorschütze, sprach von einem „Warnschuss“, den Bayer in Thüringen erhalten habe. Dieser Einschätzung mochte sich Cheftrainer Xabi Alonso vor dem Topspiel gegen RB Leipzig zwar nicht vollumfänglich anschließen. Dass die Werkself aktuell allerdings noch auf der Suche ist nach ihrer Top-Form, zu diesem Schluss kam freilich auch der Baske.
„Es ist kein Warnschuss für mich“, sagte er, fügte aber zügig hinzu: „Wir wissen, dass wir uns noch verbessern können, dass wir noch nicht unser Top-Niveau erreicht haben. Wir müssen weitergehen, weiterarbeiten. Wenn wir das Niveau erreichen, spielen wir besser, haben ein gutes Gefühl.“ Zwar habe seine Bayer-Mannschaft auch „in der Vergangenheit mal Probleme während eines Spiels“ bekommen, „aber normalerweise kontrollieren wir das Spiel besser. Das ist unser Ziel, aber es ist ein Prozess.“
Leverkusen leistet sich viele Fehler in Jena
Gegen Jena leistete sich die Werkself viele Ballverluste, eine überraschend hohe Fehlpassquote – und machte sich wie schon beim 3:2 in Gladbach das Leben mit ihrem teils passiven Verhalten gegen den Ball schwer. Da wichen die Profis eher mal zurück, anstatt sich kollektiv und aggressiv in den Zweikampf zu bewegen. Und da gelang es zu selten, den Gegner mit gutem Positions- und Passspiel richtiggehend einzuschnüren. Stattdessen fanden sich Jonathan Tah oder auch Edmond Tapsoba zu oft in Eins-gegen-eins-Duellen mit einem Angreifer wieder, weil der Ball zu zügig wieder weg war und Bayer nicht ins Gegenpressing kam, um den Gegenangriff schnell wieder abzuklemmen.
Defizite, die Leipzigs Offensivabteilung um Xavi, Lois Openda oder Benjamin Sesko gewiss besser ausnutzen kann als Jena. Leverkusen ist also gewarnt. „Das sollte uns zeigen, dass das zu wenig war – von uns allen“, kritisierte Hofmann, der mit seinen Offensivkollegen nur wenige Chancen heraufbeschwören konnte. Und Xabi Alonso erläuterte: „Wir analysieren jedes Spiel, sprechen nach jedem Training.“ Sein Team, sagte er, brauche „eine klare Verbindung mit dem Ball und gegen den Ball“, es benötige „den Flow“ – und sucht ihn derzeit noch.
Xabi Alonso freut sich auf den Vergleich mit RB Leipzig
Ob daran die spezielle Sommerpause ihren Anteil hat, in der elf Nationalspieler wegen ihrer EM- respektive Copa-America-Verpflichtungen nach der zehrenden Spielzeit 2023/24 nur eine recht kurze Auszeit bekamen und zu unterschiedlichen Zeiten wieder in die Vorbereitung starteten? Ob nun zu Saisonbeginn einfach noch der Rhythmus fehlt? Möglich. Für den Trainer jedenfalls ist es „eine Frage der Zeit“, wann Bayer sein Top-Level findet. Er wisse zwar nicht, „wie lange wir brauchen werden, um das höchste Niveau zu erreichen“, doch das RB-Duell biete „eine super Chance“, sagte Xabi Alonso. „Gute Spiele“, führte er aus, „sind die beste Chance, um schnell das beste Niveau zu finden.“
Da werden das individuelle und kollektive Können auf Spitzenlevel abgefragt. Da lassen sich nicht nur drei Punkte, sondern auch Gewissheit und Zutrauen gewinnen. Und da zeigt sich letztlich die Wahrheit. Wie weit ist die Werkself, die zwar drei Siege in drei Pflichtspielen holte, aber Schwankungen unterlag und Schwächen offenbarte? Das Topspiel am Samstagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) dürfte interessante Antworten liefern.
