Am Ende seiner ersten Arbeitswoche bei der TSG und vor dem ersten Heimspiel am Samstag gegen RB Leipzig spricht Hoffenheims neuer Trainer Christian Ilzer über seine ersten Eindrücke, Pläne und Probleme.
Hoffenheims neuer Trainer vor dem Spiel gegen Leipzig
So ein Vereinswechsel mitten in der laufenden Saison hat durchaus seine Tücken, „das ist schon eine Herausforderung, auch außerhalb des Platzes“, betonte Christian Ilzer am Freitag und berichtete amüsiert von seinen mitternächtlichen Problemen, das Ladekabel seines neuen E-Autos wieder abzuziehen.
Auch auf dem Rasen wurde es dem Österreicher nicht unbedingt leicht gemacht, seine neue Mannschaft schnell und zielsicher kennenzulernen. Erstens komplettierten die letzten Nationalspieler die Truppe erst am Donnerstag, zweitens erschwerte die unangenehme Wetterlage zuweilen, die deswegen dick vermummten Schützlinge in den Spielformen zu erkennen.
„Es war eine intensive Woche mit sehr langen Tagen. Wir haben Schritt für Schritt abgearbeitet, was wir uns vorgenommen haben“, versicherte der 47-Jährige, der zumindest andeutete, keine radikale Systemumstellung von heute auf morgen zu planen, „Es ist schon speziell, in einer Länderspielpause zu einer neuen Mannschaft zu kommen. Es ist klar, dass wir nicht alles umstellen, es ist wichtig, dass wir morgen Klarheit haben und gewisse Dinge auf den Platz bringen. Wir haben uns wichtige Punkte vorgenommen, mit denen wir uns alle identifizieren.“
Erwartungsgemäß ließ Ilzer offen, ob die TSG gleich am Samstag gegen Leipzig mit der von ihm favorisierten Viererkette antreten wird und oder ob Mittelmann Stach weiter nach vorne rückt. „Er kann genauso die Position einnehmen, die er zuvor hatte, ich habe aber auch eine sehr gute Vorstellung, dass er im zentralen Mittelfeld eine Position findet“, so Ilzer, „ein qualitativ hochwertiger Spieler, den man für seine Idee bestmöglich in Position bringen muss.“
Grundsätzlich „gab es viel Kommunikation in allen möglichen Varianten, auch mit Videobildern, um Grundzüge unserer Idee der Mannschaft näherzubringen und haben versucht, auf dem Platz eine hohe Intensität reinzubringen“, schilderte Ilzer seine ersten Maßnahmen, „aber alles in einem Volumen, um der Mannschaft ein gutes Gefühl zu geben, wir wollen sie nicht überladen und überfordern mit neuen Inputs. Wir wollen aus den Dingen, die vorhanden sind, Schritt für Schritt unsere Schwerpunkte implementieren.“
An der Hierarchie wird der Neuzugang aus Graz erst mal nicht ändern. „Hierarchie bildet sich in einer Mannschaft von selbst, ich bin stark in der Beobachterrolle und ein Impulsgeber“, so Ilzer, „wir helfen der Mannschaft dahinzukommen, wo sie alleine nicht hinkommen kann, aber am Ende gibt sie die Richtung vor. Da muss der Trainer sehr genau hinsehen. Wenn Spieler abreißen, ist es in erster Linie Sache der Mannschaft, sie wieder ins Boot zu holen, aber wenn Dinge aus dem Ruder laufen, muss man eingreifen.“ Auf den ersten Blick habe er „eine Mannschaft kennengelernt, die einen sehr guten Charakter hat und sehr offen ist für neue Ideen und Impulse, da bin ich zuversichtlich“, versichert Ilzer, „ich habe mich mit dem Mannschaftrat zusammen gesetzt und auch Einzelgespräche mit den Führungsspielern geführt.“
„Schon lustig, dass mein erstes Spiel in Deutschland auch wieder gegen RB geht“
In Österreich hatte der amtierende Doublesieger über Jahre daran gefeilt, den dortigen Branchenprimus Red Bull Salzburg zu ärgern und letztlich sogar hinter sich zu lassen, am Samstag hat der Spielplan ausgerechnet Leipzig für sein Debüt auserkoren. „Die RB-Teams verfolgen mich. Schon lustig, dass mein erstes Spiel in Deutschland auch wieder gegen RB geht“, schmunzelte Ilzer, „in Österreich haben wir es über die Zeit hinbekommen und eine große Lücke geschlossen, am Ende hat der David den Goliath besiegt. Die Favoritenrolle liegt natürlich bei Leipzig. Eine giftige Mannschaft, die dich sofort unter Druck setzt und auch im Spiel mit dem Ball eine Hochgeschwindigkeitsmannschaft ist. Nicht leicht zu bespielen. Es gibt auch Themen in ihrem Spiel, aber viel mehr liegt der Fokus auf unserem Auftreten.“
„Ich war beim Wolfsberger AC, da haben wir gleich eine richtige Klatsche bekommen.“ (Christian Ilzer)
Auch seinen Leipziger Kollegen kennt er noch aus den Duellen aus Marco Roses Zeit bei Red Bull Salzburg. „Ich schätze ihn sehr, ein richtig cooler Typ und ein sehr guter Trainer, es sind einige Jahre vergangen, jetzt treffen wir uns wieder in einer Topliga, finde ich sehr cool“, freut sich Ilzer auf ein Wiedersehen, die Bilanz in Österreich gegen Rose fiel gemischt aus: „Ich war beim Wolfsberger AC, da haben wir gleich eine richtige Klatsche bekommen. Aber dann haben wir uns immer weiter rangearbeitet und die letzte Partie gegen Salzburg sogar gewonnen.“
Ein Heimspieg zum Debüt wäre für Ilzers und für die Tabellensituation der TSG enorm hilfreich. „Wenn man die Statistiken vergleicht, gewinnen wir keine einzige gegen RB Leipzig, deshalb halte ich davon gar nichts“, versichert Ilzer, „ich will mich auch nicht auf den Trainereffekt verlassen. Ein großes Wort, der kann auch schnell verpuffen. Es geht um Ergebnisse, die helfen, um das Gesagte zu verstärken.“ Die braucht er in Hoffenheim schnell.