Vier Stunden vor dem Anpfiff gegen St. Pauli war Robin Gosens noch für die Startaufstellung vorgesehen, danach wurde in aller Schnelle sein Transfer nach Florenz abgewickelt. Sehr zum Missfallen der Union-Spieler.
30-Jähriger war noch um 16 Uhr für die Startelf vorgesehen
„Das war ein sehr komischer Tag“, befand Union-Trainer Bo Svensson nach dem Spiel gegen Aufsteiger St. Pauli am DAZN-Mikrofon. Und das trotz seines ersten Bundesliga-Siegs bei den Eisernen, in seinem ersten Heimspiel an der Alten Försterei. „Am Ende haben wir gewonnen, das ist wichtig“, konstatierte der Däne.
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Doch die Art und Weise, wie seine Mannschaft gespielt hatte, brachte den 45-Jährigen in Rage: „Ich kann nur sagen: Die Mannschaft, die ich die ganze Woche im Training gesehen habe, war anders. Die hatte Qualität, Power und Intensität. Das hat uns heute gefehlt und ich weiß nicht genau, warum.“
Beziehungsweise einen Punkt hatte der Trainer schon ausgemacht, warum die Berliner vieles von dem, was sie sich vorgenommen hatte, nicht auf den Platz bringen konnte. Doch wollte Svensson den nicht als alleinige Ausrede zählen lassen.
Anruf aus Florenz vier Stunden vor dem Spiel
Es war der Abschied von Robin Gosens zur AC Florenz nur knapp vier Stunden vor dem Anpfiff. Der 30-Jährige hatte am Vormittag noch mittrainiert und war auch für die Startelf vorgesehen. „Um kurz nach 16 Uhr kam dann die Meldung, dass Florenz sich gemeldet hat. Da ist Robin auf uns zugegangen und meinte, dass er das gerne machen würde“, erzählte Horst Heldt, Geschäftsführer Profifußball in Köpenick.
„Wir brauchen Spieler, die alles geben bei Union. Wenn das nicht der Fall ist, dann ergibt es keinen Sinn, ihn hierzubehalten.“ (Horst Heldt)
Dem 54-Jährigen war klar, dass Gosens den Verein in diesem Sommer gerne verlassen würde, aus privaten, nicht aus sportlichen Gründen, wie er betonte. „Wir sind überzeugt, dass wir Spieler brauchen, die alles geben bei Union. Dafür ist auch wichtig, dass sich in deren Umfeld alle damit identifizieren“, so Heldt. „Wenn das aber nicht der Fall ist, dann ergibt es keinen Sinn, diesen Spieler hierzubehalten.“
Doch er hätte sich das früher gewünscht, meinte der Geschäftsführer. „Es ist blöd, dass man am selben Tag noch spielt. Aber dafür hat es die Mannschaft ganz gut gemacht“, so Heldt etwas flapsig.
Khedira appelliert an die Verantwortlichen der DFL
Aus der Kabine kamen dagegen wenig begeisterte Stimmen. „Ich weiß nicht, ob man sich das vorstellen kann. Du bereitest dich intensiv auf das Spiel vor. Und innerhalb weniger Minuten ändert sich das alles. Das ist natürlich nicht so einfach“, gab Svensson an.
Einen Schritt weiter ging Rani Khedira: Eine „Katastrophe für die Mannschaft“ sei es, einen Mitspieler so kurz vor einem Spiel abzugeben. „Robin stand völlig aufgelöst vor uns. Vor dem Mittagessen ist er noch davon ausgegangen, dass er spielt. Und nach seinem Mittagsschlaf kam die Nachricht, dass alles aufgeht.“
Und der Kapitän echauffierte sich weiter: „Es ist schön, dass alle Parteien damit zufrieden sind. Aber für uns als Mannschaft ist es komisch!“ Die Entscheider sollten sich darüber Gedanken machen, das Transferfenster „entweder nach dem Spieltag oder klar davor“ schließen zu lassen, forderte Khedira. Aber eben nicht eine halbe Stunde vor Anpfiff.
Auch Ilic-Transfer kurz vor knapp
Aller Aufregung zum Trotz wurde der Gosens-Transfer zu Florenz regelkonform abgewickelt, Heldt gab an, die fälligen Dokumente eine knappe halbe Stunde vor dem Anpfiff des Spiels an der Alten Försterei unterschrieben zu haben. Erstmal spielt der frühere Nationalspieler nun auf Leihbasis in der Toskana, ob anschließend eine Kaufoption oder gar -verpflichtung besteht, dazu machte Unions Geschäftsführer keine Angaben: „Es ist jetzt auf jeden Fall mal ein Jahr weg. Und dann schauen wir mal, wie es weiter geht.“
Heldt zeigte sich danach froh, dass das Transferfenster nun geschlossen sei – „zumindest, was Zugänge angeht“. Da schlug auch Union nochmals kurz vor Schluss zu und lieh Stürmer Andrej Ilic aus Lille aus. Die Bekanntgabe kam eineinhalb Stunden vor Anpfiff. Hinein, in das Durcheinander um Gosens.