Als große „Neuausrichtung“ hatte man bei der TSG Hoffenheim am 29. Juli dieses Jahres das Aus für drei amtierende Geschäftsführer deklariert. Gegangen ist am Ende aber nur Alexander Rosen. Denn neben Prof. Dr. Jan Mayer arbeitet auch Denni Strich überraschend nach wie vor für die Kraichgauer.
Acht aktuelle oder ehemalige Geschäftsführer belasten Hoffenheim-Etat
Den Verbleib von Denni Strich bestätigte der Klub auf eine Anfrage des kicker. Demnach sei Strich zwar zum 31. Oktober 2024 als Geschäftsführer abberufen worden, sein Angestelltenverhältnis sei davon aber nicht berührt. Das klang am 29. Juli noch ganz anders. Damals teilten die Kraichgauer mit, dass Sportgeschäftsführer Rosen mit sofortiger Wirkung abberufen sei. Der für Innovationen und Geschäftsentwicklung zuständige Mayer und der für Sales, Vertrieb und Kommunikation verantwortliche Strich sollten zunächst noch bis 31. Oktober im Amt bleiben.
Bei Mayer wurde klar formuliert: Es geht weiter
Ausdrücklich hieß es zur Personalie Strich in der damaligen Pressemitteilung der TSG Hoffenheim: „Denni Strich, der als Geschäftsführer die Aufgabenfelder Sales, Vertrieb, Kommunikation und eSports verantwortet, hat die Gesellschafter um die Auflösung seines Vertrages zum 31. Oktober dieses Jahres gebeten.“ Und weiter: „Denni Strich macht für seine Entscheidung vor allem persönliche Gründe verantwortlich.“
Das klingt eigentlich nicht nach Weiterbeschäftigung über den 31. Oktober hinaus. Ebenso wenig wie seine eigenen Aussagen in der Mitteilung: „Nach intensiven und teilweise auch aufreibenden Jahren, in der für den Vertrieb und das Sponsoring vor allem die Corona-Pandemie eine nie dagewesene Herausforderung darstellte, freue ich mich nun, mich zunächst einmal um meine Familie kümmern zu können.“
Auf die Nachfrage, warum in der Mitteilung damals der Begriff „Auflösung des Vertrags“ bei Strich verankert worden ist, argumentiert man beim Bundesliga-13., es sei um die Auflösung des Bestellungsvertrags als Geschäftsführer gegangen. Allerdings ist in der ganzen Pressemeldung nirgends von einer Weiterbeschäftigung Strichs im Kraichgau die Rede.
Bei dem einstigen Geschäftsführerkollegen Mayer dagegen ist sehr wohl klar formuliert worden, dass der Sportpsychologe lediglich seine Führungsposition in der Spielbetriebs-GmbH aufgibt, um „sich künftig noch intensiver um den Ausbau des von ihm 2019 gegründeten und seitdem enorm erfolgreichen TSG ResearchLab zu konzentrieren“. Rosens Abberufung und Freistellung hatten die Gesellschafter der TSG-Spielbetriebs-GmbH, Dietmar Hopp und der e.V., am 27. Juli unterzeichnet, also zwei Tage vor dem offiziellen Kommunique. Der Gesellschafterbeschluss zur Abberufung von Strich und Mayer stammt erst vom 15. Oktober.
Der Plan eines Aufsichtsrats wurde längst wieder eingestampft
Der 2023 abberufene und anderthalb Jahre später urplötzlich reaktivierte Finanzchef Frank Briel, der neue Sprecher der Geschäftsführung Dr. Markus Schütz, Rosen-Nachfolger Andreas Schicker, der am Sonntag präsentierte, neue Marketinggeschäftsführer Tim Jost, der am 1. Dezember anfängt. Dazu lasten Rosen sowie der 2021 freigestellte Dr. Peter Görlich weiterhin auf der Gehaltliste.
Die TSG leistet sich eine üppige Anzahl an Häuptlingen. Und neben Mayers erwarteter Weiterbeschäftigung in zweiter Reihe bleibt also nun auch Strich ein Faktor in Sachen Führungspersonalkosten, schließlich ist er einst als Direktor zur TSG gekommen. Dazukommt: Unter der Geschäftsführung hat man kürzlich mit den Geschäftsleitern oberhalb der Direktoren eine weitere Management-Ebene eingezogen.
Spannend ist in dieser Konstellation auch: Nach kicker-Recherchen gab es in Hoffenheim weit fortgeschrittene Pläne, einen Aufsichtsrat für die Spielbetriebs-GmbH zu installieren. Allerdings wurde das Vorhaben kurz vor Finalisierung zu Beginn des Jahres 2024 eingestampft. Was erstaunt, schließlich wäre es für den Geldgeber und anteilsmäßigen Hauptgesellschafter der Spielbetriebs-GmbH, Dietmar Hopp, mit nunmehr 84 Jahren nachvollziehbar, mit Blick auf die Fortführung seines (fußballerischen) Erbes von seiner Funktion in der Gesellschafterversammlung unabhängig funktionierende Kontrollstrukturen zu etablieren mit einem breiter aufgestellten Aufsichtsrat. Doch das einst bereits weit gediehene Vorhaben ist längst passé.